Dienstag, 29. Januar 2008

Jaipur die "Rosarote Stadt"

Vergangenes Wochenende zog es uns für einen Tagesausflug nach Jaipur im Staate Rajasthan um einen Einblick in einen der urspruenglichsten Bundesstaaten Indiens zu bekommen. Rajasthan entstand nach der Teilung aus 18 feudalen Fuerstentuermern welche zur Zeit der britischen Kolonialzeit Rajputana ("Land der Koenige") hiessen. Noch immer zeugen extravagante Palaeste und maechtige Festungen sowie kunstvoll verzierte Tempel aus dieser Zeit. Zum traditionellen Kunsthandwerk Rajasthans zaehlen vor allem die von Hand gefaerbten und bestickten Textilien, Schmuck sowie Indiens bestes Sortiment an Edelsteinen und Metallen.

Jaipur ist die Hauptstadt Rajasthans und liegt ca. 260 Km suedwestlich von Delhi. Sie bildet den Dritten Eckpfeiler des "Goldenen Dreiecks" Delhi-Agra-Jaipur. Die Stadt welche urspruenglich wie die umliegende Landschaft in einem blassen Gelbton gehalten war, erhielt ihren rosaroten Anstrich erst im Jahre 1876 anlaesslich des Besuchs von Prinz Albert von England - Rosarot ist Rajasthans urspruengliche Farbe der Gastlichkeit. Ute's Vermutung nach lag die Farbwahl aber eher daran, dass der damalige Herrscher Jai Singh der IIX wohl eher "feminin angehaucht" war. Nachdem wir ein Bild dessen im Museum gesehen haben, koennen wir den "Verdacht" nur bestaetigen, dass dieser zierliche, in bunt geschmueckte und hauteng anliegende Gewaender gekleidete König (O-ton unseres Guides: "look at the very beautiful and stylish dress of this king") im Vergleich zu seinen eher harsch und angsteinfloessend wirkenden Vorgaengern ziemlich schwul sein musste...

alles so Rosarot ;-)

Wie dem auch sei... Fuer diesen rosaroten Anstrich sowie für
  • das Hawa Mahal ("Palast der Winde"), eigentlich eine nur ca. 5-stoeckige Fassade mit ca. 593 kunstfertig vergitterten Fenstern, welche 1799 erbaut wurde damit die Hofdamen unbeobachtet die Strassenprozessionen sehen konnten
  • den Stadtpalast (noch heute bewohnt die Familie des Maharadschas einem Teil des Palastes) Im gelben Gebäude wohnt die königliche Familie. Die zwei Fahnen bedeuten, dass sie grad zu Hause sind. In den Silvervasen hat man heiliges Wasser aus dem Ganges transportiert

  • das Jantar Mantar (astronomisches Observatorium welches zwischen 1728-34 (!) von Jai Singh II aufgebaut wurde)

  • Teil des Observatoriums (im Hintergrund der Citypalace und ein weiteres Fort)
  • das maechtige Amber Fort (Jaigarh), die ehemalige Hauptstadt der Rajputen (von 1037 - 1728)

    Blick über Jaipur

ist Jaipur jedenfalls bekannt und deswegen fuhren wir hin.

Fuer uns hiess es am Samstag mal wieder um 4:30 Uhr aufstehen (was wir tatsaechlich geschafft haben) um dann eine ca. 5-stündige Zugfahrt auf uns zu nehmen. Wir kamen mit Verspätung gegen 11:20 Uhr an und sind direkt mit unserem Guide und Fahrer losgefahren. Was uns an Jaipur als erstes aufgefallen ist, war die Tatsache, dass es hier nicht ganz so hektisch und laut wie in Delhi zuging. Dies mag aber vielleicht eher daran gelegen haben, dass wir am "Republic Day" an dem alle die es sich leisten konnten nach Delhi zogen, Jaipur einen Besuch abgestattet haben und es daher hier ein wenig gemächlicher zuging als wohl sonst. Ansonsten sind wir von einer Sehenswuerdigkeit zur nächsten gefahren um alles innerhalb des knapp 6-stündigen Aufenthalts den wir bis zu unserer Rückfahrt hatten, zu sehen. Es war insgesamt sehr interessant aber auch anstrengend und manche Sachen, wie zum Beispiel die Besichtigung des Stadtpalastes, welcher eigentlich aus 4 verschiedenen Museen bestand, haette man sich unserer Meinung nach auch sparen koennen. Dafuer fanden wir das Amber Fort, von dem man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt hatte, umso beeindruckender und man erhielt einen Eindruck von "1001 Nacht"!

Mein (Franks) Highlight des Tages: Ich hab standesgemäß meine "Lieblingsfrau" in ein indisches Restaurant gefuehrt (gegen Ihren Willen) und wurde belohnt mit einem Essen in einem trostlosen und kalten Kerker ohne ein Bild an der Wand oder Deko aufm Tisch (Tip von unserem Guide, dem James Bond aus Jaipur), Zitat Jo: "Da hat ja ne Bahnhofsvorhalle mehr Charme".

beeindruckt von der Atomsphäre in dem Top Restaurant

Mein (Jo's) persoenliches Highlight an diesem Tag war der Aufstieg auf einem Elefantenruecken. Welch faszinierenden und erhabenen Tiere das doch sind!!! (Jo sitztend auf dem Elefanten: "Wenn ich gross bin und mal genug Geld habe, kauf ich mir auch einen Elefanten", manche Frauen kaufen sich nen Hund wenn Sie einsam sind, meine Freundin nen Elefanten)

Man beachte im Hintergrund unseren 007

Umso mehr versetzte es mir einen Stich als ich sah wie mies diese Tiere von ihren Waertern behandelt werden die noch dazu ziemlich unverschaemt nach einem Tip, was - so dachten wir immer - eigentlich eine freiwillige Leistung ist, verlangten. Und auch sonst haben wir leider wieder die Erfahrung gemacht bzw. den Eindruck gewonnen, dass einem immer wieder irgendwas auf die penetranteste Art und Weise angedreht wird, man über lange Strecken von Bettlern verfolgt wird (diese versuchen es aber nur bei den Ausländern, die indischen Touris werden von diesen "Bettel-Attacken" verschont), es wird versucht einen mit "Touristenpreisen" über den Tisch zu ziehen und man wird oft unfreundlich und teilweise auch unverschaemt angeglotzt. Diese "Nebenerscheinungen" gestalten das Reisen in Indien fuer uns bisher eher beschwerlich und nimmt uns leider ein bischen die Lust an solchen Ausflügen.

Wir hoffen aber, dass die Menschen im Süden Indiens ein wenig entpannter sind und feuen uns erstmal auf ein paar erholsame Tage in Kerala wo wir die wunderschönen Backwaters, Palmen, Strand und endlich auch das Meer geniessen koennen.

4 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Hi Jo, hi Frank,

netter neuer Bericht! Vor allem der Geheimtipp & das dazugehörige Foto hat mir wirklich gut gefallen! Hat es denn wenigstens gut geschmeckt?

Bzgl der Behandlung der Elefanten kann ich ähnliches aus dem Norden von Thailand berichten (bei Chiang Mai). "Mein" Elefant hatte einen Haken in seinem rechten Ohr, das linke war schon von dem Haken wund. Hier ein Bildvergleich:
http://img301.imageshack.us/img301/8668/elefantgs9.jpg

Mit dem Haken im Ohr spurte der Dicke ganz gut, die Wunde im linken Ohr sah allerdings auch nicht gut aus.

Kürzlich lief ein Bericht über die Elefantenführer in Laos. Die Umgangsform mit den Dicken war aus westlicher Sicht recht schroff. Was aber in dem Bericht deutlich gemacht wurde war, dass die Elefanten eben wilde Tiere sind und bleiben, und ein einziger Hieb mit dem Rüssel einen Menschen ohne weiteres töten könnte.
Ich weiß jetzt zwar nicht wie die bei Euch mit den Elefanten umgegangen sind, aber die etwas schroffe Art, die ich bei Chiang Mai sehen konnte dient nur einem Zweck: Dem Dicken klar zu machen wer der Boss ist - und dass aus reinem Selbstschutz bzw Schutz der Touris.

Und die Nr mit der Abzocke, dass man sich wie eine Milchkuh fühlt, die es gilt zu melken, hätte ich Dir auch aus Thailand bzw. Kambodscha berichten können. Entspanntes Touri-Leben wie etwa in Europa und/oder USA ist da einfach nicht. Ein "Weißer" hat Geld, dass weiß man dort. Und es gilt an dieses ranzukommen. Macht nicht immer Spaß, aber daran gewöhnt man sich. Es geht!

Ich wünsche Euch jedenfalls noch gaaanz viel Spaß in Südindien & hoffe natürlich, dass sich Eure Erwartungen erfüllen werden!

Beste Grüße - Martin

Jo & Frank hat gesagt…

Hi Martin,

danke, das Essen war im Vergleich zur Atmosphaere um Welten besser. Haben suedindisch gespeist...

Deinen Link konnte ich leider (oder vielleicht zum Glueck) nicht oeffnen. Die Begruendung warum die liebenswuerdigen Dickhaeuter von ihren Fuehrern oft so schroff behandelt werden ist zwar einleuchtend aber aus meiner (vielleicht sehr naiven) Sicht war es trotzdem unwuerdig und unverhaeltnismaessig! Aber leider wird man daran nichts aendern koennen...

Viele Gruesse und bis bald!
Joanna

@ All: Freuen uns immer sehr ueber eure Kommentare. Bitte mehr davon!!! Da weiss man auch warum man sich die Arbeit macht mit so nem Blog :-)

Martin hat gesagt…

Hi Jo,

das Foto schicke ich Frank per Email. Dann kannst Du den Ohrenvergleich sehen.

Wie gesagt, ich fand den Umgang mit den Dicken anfangs auch gewöhnungsbedürftig. Aber die sind eben keine Dumbos, sondern große schwere wilde Tiere. Nach dt. Tierschutzvorstellungen ist das aber natürlich nichts, wo wir ja fast jedes Tier als Haustier halten wollen und auf die Couch lassen...

Ich werd immer brav lesen, und ggf kommentieren. Aber Euer Blog wird zumindest von mir spätestens jeden zweiten Tag gesichtet. Ist schließlich eine nette Abwechslung bei der Lernerei... Also immer brav weiterbloggen!!

VG - M

Martin hat gesagt…

So! Nase voll vom Schreibtisch & Lernerei! Karneval erst recht nicht. Ich ziehe Euch beiden jetzt nach und schaue mir im Kino "The Darjeeling Limited" an:
http://www.darjeelinglimited-derfilm.de/

Schönes WE!