Donnerstag, 21. Februar 2008

Amritsar - goldener Tempel und Grenzspektakel

Amritsar, die heilige Stadt der Sikhs, ist die grösste Stadt des Bundesstaates Punjab und Heimat des legendaeren Goldenen Tempels.
Der goldene Tempel ist das grösste Heiligtum der Sikhs. Die Sikhs leben vorwiegend in der indischen Provinz Punjab im Grenzgebiet zu Pakistan und sind hauptsaechlich an ihren Turbanen unter denen sich eine lang Haarmaehne versteckt, an einem Saebel oder Dolch am Guertel und dem langen Bart zu erkennen. Der Sikkhismus macht nur etwas ueber 1 % der indischen Bevoelkerung aus. Die Sikhs filtern sich das Beste aus den beiden Religionen Islam und Hinduismus raus. So verehren sie bspw. nur einen Gott und lehnen das Kastenwesen ab auch haben die Frauen einen besseren Stand als bei den beiden anderen Religionen .
Der Tempel ist auf einer riesigen quadratischen Flaeche angelegt. Nachdem man sich die Fuesse gewaschen hat und seinnen Kopf bedeckt hat, kommt man dann rein (die Menschen werfen sich auf den Boden und kuessen den heiligen Boden) und hat den Blick auf einen quadratisch angelegten silbern glitzernden See, in dem der besagte marmorgoldene Tempel liegt. Ein unbeschreibliches Bild, wunderschoen glaenzt er in der Sonne und spiegelt sich im Wasser. Rund um den See ist alles aus Marmor, man kann drumherum laufen, vorbei an vielen anderen Heiligtuemern bis man ueber einen Steg in diesen Tempel hinein kann. Im Tempel sitzten drei oder vier Priester, welche aus dem heiligen Buch der Sikhs vorlesen und teils mit Trommeln und einer Sidhart ausgestattet, Gebetslieder singen. Die Gesaenge werden ueber das ganze Gelaende per Lautsprecher geschallt. Eine wahrlich friedvolle Atmosphaere, von der wir eine Gaensehaut bekommen haben. Es ist wirklich unbeschreiblich! Abends um kurz vor 22 Uhr haben wir uns im inneren des Tempels das „Zu-Bett-Bringen" des Heiligen Buches angeschaut. Es wird gebetet und gesungen und das heilige Buch wird von den Priestern behutsam in bestimmt 10 Leinentuecher gehuellt und anschliessend auf einer Saenfte zu dem gegenueberliegenden Tempel gebracht um dort bis morgens um 4:30 Uhr Nachtruhe zu halten. Noch mehr Gaensehaut-Stimmung pur...
Man sollte noch erwaehnen, dass der Tempel ein sehr geschichtstraechtiger Ort ist an dem leider etliche Massaker zwischen Hindus und Moslems stattgeunden haben. Hier ein kurzer Auszug aus unserem Reisefuehrer: Das 20. Jh. Solte durch entsetzliche Massaker fuer Amritsar zu einem der dunkelsten Kapitel seiner Geschichte werden. As erste ereignet sich 1919, als Tausende unbewaffnete Zivilisten bei einer Demonstration auf dem Jallianwalla Bagh ohne Vorwarnugn von britischen Truppen niedergeschossen wurden. Diese Graeuetat gab den Anstoss zu Gandhis Non-Cooperation Movement. Auch nach dem Zusammenbruch des Raj musste Amritsar einige der schlimmsten Blutbaeder in der Geschichte des Subkontinets ueber sich ergehen lassen. In den 80er Jahren besetzten schwer bewaffnete Fundamentalisten unter dem kriegerischen Prediger Sant Jarnail Singh Bhindranwale den Akal Takht, eine Gebaeude im Goldenen Tempel Complex, das traditionell als Sitz der religoesen Sikh-Fuehrung diente. Anfang Juni 1984 wurde der Belagerung ein Ende gemacht, als Premierministerin Indira Gandhi die Operation Blue Star anordnete. Bei diesem unverhaeltnismaessig brutalen Angriff auf den Tempel kamen neben Bhindranwale und 200 seiner Soldaten weitere 2000 Menschen ums Leben, unter ihnen viele Pilger. Weithin als totale Katastrophe geaechtet, fuehrte die Operation Blue Star nur vier Monate spaeter direkt zur Ermordung von Indira Gandhi druch ihre Sikh-Leibwaechter und provozierte die schlimmsten Unruhen in der Stadt seit der Teilung."
Trotz dieser schrecklichen Vergangenheit fanden wir es beeindruckend wie offen die Sikhs Besuchern saemtlichen Nationalitaeten gegenueberstehen. Die spirituelle Atmosphaere auf dem gesamten Gelaende ist einfach atemberaubend und wir wurden (ohne Hintergedanken!) von verschiedenen Sikhs angesprochen ob wir Fragen haetten, welche sie uns geduldig und ausfuehrlich beantworteten. Diese Art von Hilfsbereitschaft haben wir zuvor noch nie in Indien erlebt!
Was uns auch positiv ueberraschte war die Tatsache, dass tagtäglich im Goldenen Tempel bis zu 20.000 Pilger und Besucher jeder Kasten- und Religionszugehörigkeit kostenlos verpflegt werden und man dafuer noch nicht einmal Eintritt zahlen muss. Es wird auch nicht zwischen Indern und Auslaendern wie an sonst jedem anderen Monument in Indien unterschieden. Bspw. muessen Nicht-Inder im Taj Mahal ein Eintrittsgeld i.H.v. 750 Rs zahlen, Inder hingegen zahlen nur 25 Rs...
Der Anblick des Goldenen Tempels, die spezielle Atmosphaere dort und die vielen Pilger haben uns tief bewegt und gehören zu den eindrucksvollsten und schönsten Erlebnissen unseres bisherigen Indienaufenthaltes.
An der indisch-pakistanischen Grenze:
Nachmittags war dann das totale Kontrastprogramm angesagt: Wir sind an die pakistanische Grenze gefahren um uns das wohl weltweit einzigartige Grenzspektakel, (Boarder Closing Ceremony) welches sich die Inder und Pakistanis jeden Abend bieten, anzuschauen.
Es herrschte eine Stimmung wie auf einem Volksfest: Hunderte von Zuschauern bevoelkerten die Tribuenen auf beiden Seiten, Musik droehnte aus den Lautsprechern und vor Beginn der offiziellen Zeremonie tanzten auf der indischen Seite die Leute zu Hindu-Musik. Wir nannten es die indische „Love Parade", echt krass! Dadurch wird einem erst richtig bewusst wie sehr diese beiden Laender verfeindet sind und wie das ganze auf dieser Zeremonie noch zusaetzlich geschuert wird.
Die Soldaten sind im Stechschritt und schwer bewaffnet auf das Tor zu marschiert und haben voreinander salutiert und sich irgendwas zugeschrien. Diese Prozedur erinnerte uns an einen Pfauentanz. Das ganze ging ca. 20 Minuten hin und her und zwischendrin hat auf jeder Seite ein „Moderator" die Menschen angefeuert wobei sich die Emotionen ueberschlagen haben und jedes Land versuchte das Andere zu ueberbieten. Die Menschen sind dabei so ernst wenn sie ihre Parolen bruellen. Wir haben uns kaputt gelacht, denn so etwas haben wir noch nie gesehen..Frank nannte es den wohl groessten *piep-piep-piep*- Vergleich dieser beiden Nationen!
Vor dem Eintritt in die Tempelanlage hiess es erstmal schoen die Fuesse waschen und den Kopf bedecken.



Die "Love Parade" an der Grenze:
Schicke Huete, oder?!

Der goldene Tempel bei Nacht:
Das heilige Buch wird zu Bett gebracht:

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Tempel sieht sehr eindrucksvoll aus!

In Istanbul im Topkapi Palast, haben die Einheimischen nur einen Bruchteil des Touristen-Eintritts bezahlt. Was meint ihr, wie gut ich plötzlich türkisch sprach. Da haben wir die Türken eiskalt reingelegt, hihihi. Was für ein Nervenkitzel! In der Türkei kommt man ja bekanntlich für jeden Scheiß ins Gefängnis.

Magg Grüße aus Köln

Anonym hat gesagt…

Alles sehr sehr beeindruckend !!!

Toi, toi, toi noch für alles und weitere unvergessliche Eindrücke !

Liebe Grüße
Lili